Mit 12 ULs nach Marokko – von Bremgarten nach Granada

Einmal im Jahr organisieren wir – wir das sind Robert und ich – eine Flugreise für ULs. Die Reise 2018 führt uns nach Marokko. Ich frage mich gerade, welcher Teufel uns da geritten hat nach Afrika zu fliegen. Österreich oder von mir aus auch Italien, sind ebenfalls schön. Aber nein, es muss Marokko sein. Nun aber der Reihe nach:

Die Vorbereitungen beginnen drei Monate vor dem geplanten Reisetermin. ULs benötigen für Marokko eine Einfluggenehmigung. Ich schreibe dem marokkanischen Kontaktmann, den wir von unserem Tragschrauberflug in das westlichste der Maghrebländer kennen, eine Mail. Ich schreibe diese aus meinem Account, mit meinem Namen. Dann warte ich und warte und warte. Nichts geschieht. Da fällt es mir plötzlich wieder ein. Marokkanische Männer sprechen nicht immer gerne mit Frauen. Gut, wenn er es so will, dann „verkleide“ ich mich für ihn und schreibe eine Mail aus Roberts Account. Keine zehn Minuten später ist eine Antwort da. Er mailt Robert, in den Fall mir, was er nur nicht weiß, ein Formular zu. Ich fülle dieses für jeden Teilnehmer einzeln aus. Nun geht es daran, alle für die Einreisegenehmigung benötigten Unterlagen von den Mitreisenden einzusammeln. Ich dachte, dass dies kein großes Ding ist, aber es zieht sich. Als ich endlich alles habe, packe ich die Dokumente, nach Fluggerät und Insassen sortiert, auf die Dropbox und schicke unserem Kontaktmann den link. Dann warte ich wieder. Ich warte und warte und warte. Robert ruft ihn an, ich kann es ja nicht, sonst fällt meine Tarnung auf. Jedes Mal, wenn Robert anruft, meint er „tomorrow you have the permit“. Viele „tomorrows“ später ist immer noch nichts da. Plötzlich klingelt mein Handy. Eine marokkanische Nummer erscheint im Display. Am Telefon ist ein Herr der marokkanischen CAA. Er hat noch ein paar Fragen. Er spricht Englisch, Französisch und Arabisch, sowohl mit mir, als auch mit anderen Personen, die wohl in seiner Nähe sind. Ich habe keine Ahnung, wann ich gemeint bin. Auf Arabisch ist es eh egal, da sich meine Kenntnisse in dieser Sprache auf Salamaleikum beschränken. Er möchte irgendwelche Dinge von mir bestätigt haben, was genau hat sich mir nicht erschlossen. Nachdem ich ein paarmal yes und oui gesagt habe, meint er, dass die Erlaubnis morgen kommt. Hier ist es schon wieder, das „tomorrow“. Aber diesmal stimmt es. Drei Tage vor Abflug sind alle Einflugnummern da. Hurra, die Reise kann losgehen!

Pünktlich zum Abreisetag wird das Wetter schlecht. Am Freitagvormittag zeichnet sich ab, dass ein sicheres Durchkommen nach Bremgarten bis zum Abend nicht möglich ist. Robert und ich beginnen zu telefonieren. Wir rufen jeden Teilnehmer an und sagen ihnen, dass wir uns erst am Samstag, wenn möglich bis spätestens 11 Uhr in Bremgarten treffen.

Samstag Punkt 11 Uhr landet die letzte Maschine an dem südwestlichsten Platz Deutschlands. Manch einer ist schon mit Sunrise losgeflogen. Nach einem ganz schnellen Kennenlernen und einem etwas ausführlicherem Briefing machen wir uns auf den Weg zum Tankstopp nach Mâcon. In der schnellen Gruppe sind 8 Maschinen. Sieben Dreiachser (CTLS, 2 CTSW, 2 WT9, Pioneer 300, TL Sting 200) und eine Katana mit Echo-Registrierung. Deren Pilot hat sich so spontan und kurzfristig für die Reise entschieden, dass es für die Einfluggenehmigungen für Spanien und Marokko zu spät ist. Also hat er sich kurzerhand die Katana gechartert, die als zertifiziertes Flugzeug keinerlei Genehmigungen benötigt. Die langsame Gruppe besteht aus fünf Maschinen (FK9, C42, Rans S6, MD3Rider sowie einer CTSW). Der Pilot der CT, der schon auf der letztjährigen Reise dabei war und die Geschwindigkeiten der Gruppen kennt, hat beschlossen, dass er es lieber etwas langsamer angehen lässt.

Das Tagesziel Montpezat erreicht die langsame Gruppe 30 Minuten vor Sunset. Unsere C42 ist heute mit Sunrise gestartet, war über 8 Stunden in der Luft – sie und ihr Pilot haben den Tag voll ausgenutzt.

Ursprünglich war die Übernachtung im Château Marith (http://chateaumarith.com) für heute Nacht geplant. Dann haben wir sie auf Sonntag verschoben, da nicht klar war, ob wir es am Samstag wirklich bis nach Montpezat schaffen. In Mâcon klappt es wie am Schnürchen. Alle versichern, dass sie noch fit sind. Wir beschließen spontan das Hotel in Mâcon zu canceln  und nach Montpezat weiterzufliegen. Für die Schlossbesitzer kein Problem aber für den einzigen Taxibetreiber in der Umgebung. Eines seiner zwei Taxen (Großraumtaxen) ist nun leider bei einem anderen Einsatz, sodass er unsere Gruppe in drei Fuhren fahren muss. Bei einem Hin- und Rückweg von zusammen 40 Minuten zieht sich dies ganz schön in die Länge. Die schöne Unterkunft und das leckere Essen  entschädigen aber dafür. Der Flugplatz Montpezat d´Agenais LF4724 (http://www.ulmstex.com) ist ein Platz, wo sich ein Stopp lohnt. Schönes Restaurant, nette Leute und Mogas – beste Voraussetzungen für einen tollen Aufenthalt. Es gibt sogar eine paar Zimmer direkt am Aerodrome, die aber für unseren Platzbedarf (11 EZ und 3 DZ) nicht ausreichen.

Am nächsten Morgen sehe ich dann einen Nachteil von Montpezat. Dieser ist mir von unserem Heimatflugplatz Mühldorf (EDMY) wohlbekannt. Der Nachteil macht sich hauptsächlich im Herbst bemerkbar und heißt Nebel. Bis 11 Uhr ist an ein Wegkommen nicht zu denken. Dann aber klart es schlagartig auf und unserem Flug über die Pyrenäen steht nichts mehr im Wege. Dieser Flug entwickelt sich zu einem Traumflug. Ganz ruhig, bei bester Sicht schweben wir über die Berglandschaft. Erst im Anflug auf Villanueva de Gállego (https://www.ulmvillanueva.com/) wird es etwas ruppig. Die spanische Mittagsthermik hat uns in ihren Fängen. Am Flugplatz werden wir schon freudig erwartet. Das Tanken läuft wie geschmiert. Nach einer kurzen Pause setzen wir uns wieder der Thermik aus und starten nach Beas de Segura LEBE (http://www.aerodromodebeasdesegura.es). Der Flug ist ruhiger, als ich befürchtet habe. Ich kann die Aussicht auf das spanische Hinterland voll genießen. In Beas wartet Juan auf uns. Er hat alles organisiert. Abendessen im Flugplatzrestaurant, Bustransport in das Hotel und das Hotel selbst. Eine kurze Info vorab an ihn und er macht für seine Besucher alles möglich. Auf der Hotelterrasse klingt der Abend entspannt aus. Ich freue mich auf morgen. Nach zwei flugreichen Tagen ist für morgen nur ein kurzer Flug nach Granada geplant. Unser letzter Übernachtungsort, bevor es nach Marokko geht.

Die schnelle Gruppe starten am Vormittag. Wir langsameren beschließen noch etwas zu warten, da die Hauptzeit der Airliner in LEGR genau zu der Ankunftszeit der schnellen Gruppe ist. Da möchten wir nicht auch noch mitmischen und warten lieber noch eine Stunde in dem netten Restaurant am Flugplatz Beas. Ab Mittag ist in Granada kaum noch Verkehr. Während ich genüsslich in mein „Tostada de queso“ beiße, klingelt mein Telefon. Jamie, unser Handling Agent von Granada teilt mir aufgeregt mit, dass die Fluglotsen der schnellen Gruppe nicht erlauben wollen zu landen. Um dies zu verstehen, muss man folgendes Wissen. Für Spanien benötigen ULs eine Einfluggenehmigung. Diese habe ich im Vorfeld für alle Maschinen beschafft. Eigentlich dürfen ULs in Spanien nicht in Kontrollzonen fliegen. Was aber genau ist in Spanien als UL definiert? Da scheiden sich die Geister. Viele deutsche und französische ULs machen in Granada die Ausreiseformalitäten für Marokko. Da ich die Einschränkungen für ULs in Spanien kenne, habe ich mich extra in Granada erkundigt, wie es dort mit einer Landeerlaubnis ausschaut. Ich habe geschrieben, dass wir Ultraleichtflugzeuge sind, alle mit Funk und Transponder ausgerüstet und ein MTOW von 472,5 kg haben. Der „Jefe de Sección de Operaciones y Seguridad“, der Chef für das Operationelle und die Airportsicherheit, hat mir per Mail mitgeteilt, dass wir mit über 450 kg MTOW nicht als UL zählen und herzlich willkommen sind auf dem Flughafen. Deshalb beunruhigt mich Jamies Anruf  nicht wirklich.  Ich leite ihm die Mail weiter. Kurz darauf kommt die „Landemeldung“ der flotten Flieger. Daraufhin machen wir Langsamen uns langsam startklar. Nach einem ruhigen Flug über die Ausläufer der Sierra Nevada erhalte ich von dem Lotsen von LEGR, ohne danach zu fragen, die Erlaubnis über die Alhambra zu fliegen. Wie nett von ihm, sage ich zu meinem Mitflieger, der die FK9 pilotiert und freue mich.

 

 

 

 

 

 

 

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