Robert: auf Urlaub….oder?
Der Sand an meinen nackten Füßen ist gerade angenehm warm, nicht zu heiß, dazu die leichte Brandung die vom Atlantik an den Strand rollt, Wind in den Haaren, jawohl so muss Urlaub sich anfühlen. Das ist es. Und so hart erkämpft war er noch nie. Ich spüre förmlich wie die Entspannung sich im Körper und Seele breit macht. So schön hier, nur…eigentlich wollte ich doch Skifahren gehen…ja wo bin ich eigentlich? Was habe ich alles erlebt, was ist alles passiert? Vor meinen Augen lasse ich alles noch mal in Ruhe an mir vorbeiziehen.Nach unserer letzten Reise im vergangenen Winter in Australien wollte ich endlich mal Skifahren vom allerfeinsten. Skitouren gehen in hohen Bergen. Abenteuer und ein Hauch von Exotik sollte dabei sein. Skitouren im hohen Atlas Gebirge von Marokko, Jawohl. Berge bis über 4000m. Trockener Pulverschnee. Eseltransport, Afrika und der Hauch von Tausend und einer Nacht. Marokko!
Heike: verträumt
Es ist ein grauer, verregneter Dezembertag ich döse auf dem Sofa und träume von Sonnenschein als ich aus der Ferne etwas höre das sich wie „Wir fliegen mit dem Tragschrauber zum Tourenskifahren nach Marrakesch“ anhört. Im Dämmerzustand baue ich das gehörte gleich in meinen Traum ein. Über mir drehen sich zwei paar Tourenski als Vierblattrotor, die Skistiefel hängen links und rechts an der Seite wie die Satteltaschen bei den Kamelen und die Skibekleidung können wir auch als Flugklamotten gebrauchen. „Super, ich habe schon alles verstaut wann fliegen wir los?“ murmele ich vor mich hin, mache vorsichtig ein Auge auf und sehe Robert voll Begeisterung in einer Zeitschrift blättern.
Robert:
Ich weiß überhaupt nicht mehr wie „wir“ auf das schmale Brett kamen, ausgerechnet mit unserem Tragschrauber nach Marokko fliegen zu wollen. Da muss Heike wohl voll was verwechselt haben. Aber ich bin es der nun im Schnee kniend auf dem Boden rumkriecht im eiskalten Dezember und versuche das blöde Transportfach des MTO zu erweitern. Momentan ist es mir noch ein vollkommenes Rätsel wie all das Equipment nebst Klamotten für eine solche Reise in einem Gyro verstaut werden soll.
Heike:
Dies wird ein echt cooles Unterfangen. Wobei cool hier im wahrsten Wortsinn gemeint ist. Wir fliegen im Februar los! Ich bin für das Einholen der marokkanischen Einfluggenehmigung zuständig. Leichte Aufgabe denke ich und schicke eine Mail an eine Adresse, die ich im Internet gefunden habe. Keine 10 Minuten später kommt eine sehr nette Antwort, mein Adressat ist nicht dafür zuständig hat aber meine Anfrage weitergeleitet. Nach weiteren 10 Minuten ist ein Formular in meinem Postfach das ausgefüllt zurück gemailt werden. „Na das ist ja einfach“ denke ich und freue mich dass ich den leichten Part unserer Flugvorbereitung übernommen habe. Robert steht vor ganz anderen Herausforderungen. Dem Umbau eines MTO Sport zu einem Cargoflieger. Auch ohne Skiausrüstung, die leihen wir uns vor Ort, ist es eine logistische Meisterleistung Gepäck für drei Wochen inklusive Zelt, Isomatten, Schlafsäcke, Laptop und Fotoausrüstung sicher unterzubringen.
Robert:
Mir reicht´s! Leider gibt es in der Heimat der HMN in Peiting keine Heizung. Ich kapituliere vor der Kälte und wir ziehen um nach Mühldorf zu Ulli Hahn, dem Besitzer der Flugschule Cavok, hier ist die Halle geheizt. Großen Dank an Andi, unseren Mechaniker für alles und Modellbauer par excellence, sowie an Ulli und Heike (die Heike von Ulli) die uns mit einer beheizten Halle, einem warmen Bett, tollem Frühstück und vielen Tipps sehr geholfen haben. Andi zaubert ein laminiertes Sperrholzbrett mit Kevlarzwischenlage aus dem Hut, und wir schnitzen es passend vorne rein und es entsteht ein „riesiges“ Gepäckfach. Mit Gurtbrücken verzurren wir den Rest im Inneren und langsam fange ich doch an zu glauben dass alles untergebracht werden kann. Und das bei Einhaltung von 450 Kg Mtow!
Im März ist in Marokko eine gute Zeit für Skitouren und wer im Hohen Atlas fliegen will sollte dies nicht unbedingt im Sommer tun. Druckdichte, Wüstenstürme, Sandhosen, alles spricht dafür dass das Frühjahr eindeutig die beste Zeit ist!
Heike:
Am 24.02.2014 geht es in Mühldorf EDMY, eingepackt wie zur Polarexpedition, los. Ich schaffe es fast nicht in den Gyro einzusteigen so kugelrund bin ich. Das Michelinmännchen lässt grüßen. Dank Wolfgang der extra für uns eine Stunde früher den Platz geöffnet hat sind wir um 8.30 Uhr airborne. Bei besten Sichtflugbedingungen heben wir ab und machen uns auf zu unserem ersten Tankstopp nach Mengen EDTM. Ich fliege gemütlich vor mich hin und für Robert geht die Arbeit schon jetzt richtig los. Bewaffnet mit seiner neuen Nikon entstehen die ersten tollen Bilder von München. Go west ist unser heutiges Motto, immer westwärts. Kein Wölkchen am Himmel, perfekte Flugbedingungen, bis 10 Minuten vor unserem Ziel plötzlich wie aus dem Nichts, eine Nebelwand vor uns steht. Ich funke Mengen an um nach den Bedingungen am Platz zu fragen. Die Antwort „so knappe 200 Meter Sicht werden es schon sein“ führt zu unserer ersten Planänderung. Neues Ziel Leutkirch EDNL.
Nach dem tanken, bezahlen, Flugplan für den Einflug nach Frankreich aufgeben und Pipi machen, was für eine Michelinmännchen-Frau durchaus eine kleine Herausforderung darstellt, geht es weiter über den Bodensee und den Schwarzwald nach Frankreich.
Robert: Ich bin ein Quirl.
Unser erster Tag besteht aus fliegen landen, tanken. Fliegen, landen tanken. Und immer scheiß viel Gegenwind. Nach acht Stunden Luftquirltime landen wir kurz vor Sunset in Bellegarde, 200km nördlich von Grenoble, was wir eigentlich als Tagesetappe geplant hatten. Der Gegenwind eben. Ich muss so dringend auf die Toilette, aber meine drei Hosen und tausend Jacken verhindern „schnell mal eben“. Darüber hinaus bin ich echt voll groggy vom Tragschrauben. Mein Sinnesorgane sind der Meinung ICH hätte mich den ganzen Tag gedreht, und nicht das Fluggerät. Ich fühle mich dermaßen gerührt…
Die Leute am Platz von Bellegarde empfangen uns voll nett, öffnen für uns den Hangar und auch gleich eine Flasche Weißwein. Heike trinkt keinen Alkohol, ich vertrage keinen Weißwein, nur gut dass wir zum Hotel gefahren werden, so kann ich mich auf das Drehen im Kopf und Körper konzentrieren.
Heike:
Bei schönstem Sonnenschein und relativ wenig Wind starten wir am Vormittag um über Gap LFNA zu unserem Tagesziel Sisteron-Theze LFNS zu fliegen. Unsere Freude über das laue Lüftchen ist kurz. Wahrscheinlich musste der Wind nur Luft holen um uns dann wieder aus vollen Lungen anzublasen. Mit der Höhe nimmt er stark zu, so dass wir beschließen nicht wie geplant über Alpe d` Huez zu fliegen sondern stattdessen über Grenoble und weiter der Drac folgend durch die Täler um nicht ganz so starken Gegenwind zu haben. Kurz nach Chambery geht es in das Isère-Tal. Rechts von uns die Gipfel der Chartreuse und links die des Belledonnes, wir in der Mitte und genau vor uns der Flugplatz Grenoble le Versoud LFLG. Da das Tal relativ eng ist und wir wegen des Windes nicht höher steigen wollen funke ich LFLG an um unsere Position mitzuteilen. „Le Versoud Info D-MHMN northwest of airfield on 2000 feet passing the airfield west of Isère from north to south on the way to Gap Tallard”. Ich bin total überrascht eine Antwort zu erhalten da dies auf französischen Infoplätzen eher die Ausnahme als die Regel ist. „D-MHMN QNH 1018 next report base“. Ich plappere brav den QNH zurück und erkläre dem Herren am Funk, dass ich nicht landen möchte sondern auf dem Weg nach Gap Tallard bin und dies nur eine Positionsmeldung zur Information ist. So geht es ca. 5 mal. Die Antwort ist immer gleich „D-MHMN QNH 1018 next report base“. Aus Verzweiflung erinnere ich mich an meine Französischkenntnisse. Grammatikalisch sicher nicht perfekt aber mit ein bisschen gutem Willen durchaus verständlich. Inzwischen haben wir den Platz schon ein ganzes Stück hinter uns gelassen und ich teile ihm auf englisch und französisch mit, dass wir jetzt seine Frequenz verlassen werden und wünsche ihm noch einen schönen Tag. Sein „frequency change approved“ macht mich glücklich, endlich hat er es begriffen.
Zwischen dem Pelvoux-Gebirge und den Drome Alpen geht es vom Gegenwind ausgebremst mit ca. 70 km/h über Grund nach LFNA. Wir rollen gleich zur Tankstelle und während Robert sich um die Betankung kümmert hole ich mein Mobiltelefon aus der Tasche und sehe dass ich zweimal von einer mir unbekannten deutschen Nummer angerufen wurde und schon klingelt das Handy wieder. „Deutscher Such und Rettungsdienst, wo sind Sie? Sie wurden als vermisst gemeldet“. Mein erster Gedanke ist, dass ich aus Versehen den ELT aktiviert habe. Dieser war es jedoch nicht sondern Grenoble hat Alarm ausgelöst, da wir nicht gelandet sind. Der Typ am Funk hat nichts, aber auch gar nichts verstanden. Ich bin tief beeindruckt wie schnell der Such- und Rettungsdienst die Arbeit aufnimmt. Deutschland wurde deshalb informiert, da die Maschine D registriert ist. Sie haben über den DULV meine und Roberts Mobilnummer erhalten und haben es zuerst immer wieder auf unseren Handys probiert. Parallel dazu ist die Detektivarbeit angelaufen. Ermittlung von Angehörigen, die eventuell die geplante Flugroute kennen. Dies wäre der nächste Schritt gewesen. Die Telefonnummer meiner Mama hatten sie schon aber zum Glück noch nicht angerufen. Aufgetankt und um die Erfahrung reicher, dass ich einen unkontrollierten französischen Platz nur noch dann anfunke, wenn ich dort landen will fliegen wir nach Sisteron.
Robert: Fliegen wie Gott in Frankreich
Heikes Mitteilungsdrang in alle Ehren, aber besser hätte ich es ihr nicht erklären können. In Frankreich nur funken wenn es notwendig ist! Nun haben wir es „erfahren“ mir hätte Sie ja ohnehin nicht geglaubt!
Wir bleiben einen Tag in Sisteron-Theze, wo meine Freunde Uta und Moritz ein hübsches Gästehaus betreiben. Wir bleiben gerne dort, aber auch aus dem Grund da es den ganzen Tag hagelt und schneit. Langsam steigt in mir der Verdacht auf, dass es nicht unbedingt die beste Zeit ist um quer durch Europa zu fliegen. Wiederum sind wir in einem Hangar untergekommen, in dem von Francis Kefer der dort einen Betrieb unterhält für Flugzeugbeklebungen. Somit bekommen wir obendrein auch noch sehr schöne Namensaufkleber auf den Gyromaten.
Ich kann diesen Platz nur empfehlen für Leute die einen Wochenurlaub planen. Bei Uta ist alles da. Motorräder, Pferde oder Segelflugzeuge zum chartern sowie Tourguides für alles, Berge und Meer. Die heißen da Alpes du Haute Provence und Cote Azur. Wird aber ab dem Frühjahr erst so richtig schön, wir frieren hier zu sehr deswegen nutzen wir den übernächsten blauen Tag und schlagen uns über die Berge wie den Mount Ventoux, dem legendären Rennradberg der Tour de France.
Jetzt wird es notwendig zu funken denn wir fliegen nun permanent durch CTR´s von Avignon, Nimes, Montpellier usw. .. Aber hier läuft alles professionell und reibungslos.
Der blaue Himmel verdeckt sich bald, und über der Camargue sind wir im Regen. Keines der wildlebenden weißen Camargue-Pferde ist unter uns zu sehen, wofür sie bekannt ist. Aber wir wollen ja weiter, noch ganz weit. Nur noch über die Pyrenäen hüpfen und schon sind wir in Spanien. Ach hatte ich schon erwähnt dass wir wieder mittleren Gegenwind hatten? Ich lerne nun wie sich ein Gyrocopter bei Böen und Leerotoren verhält, ähnlich wie ein fliegender Teppich der von oben geklopft wird.
Ich wähle den Weg des geringsten Übels aus, was mir nicht so wirklich gelingt. Zeitweise ist mir schlecht aber irgendwie rutschen wir doch noch drüber und erblicken die Costa Brava vor uns, und die flache Empordá. Endlich hat das Klopfen ein Ende, alles ist wieder gut. Nahe Figueres drehen wir noch ein paar Kreise über dem Pferdehof meines Kumpels, was wir jetzt noch nicht wissen ist, dass wir dort die nächsten zwei Tage verbringen werden wegen Sturm… Der heißt hier Tramuntana, also von Jenseits der Berge, was gleichzusetzen ist mit Leeturbulenzen.
Aber bei Freunden ist man ja gerne. Apropos Essen, hier gibt es beim Metzger wie selbstverständlich, halbe Schafe und ganze Hasen zum kaufen, der Stopp hätte auch noch länger dauern können. Wenn nur nicht überall der Fasching wäre. Ich befürchte, dass dieser uns noch durch ganz Spanien verfolgen wird.
Heike: Hasta la vista
It´s time to say good bye oder auf spanisch ¡Hasta la vista! Das abgerufene Flugwetter lässt hoffen, dass wir unser Tagesziel Castellon de la Plana problemlos erreichen. Beim Flug durch das Ebro Delta wird es uns wahrscheinlich kräftig durchblasen aber ansonsten sieht es nach einem ruhigen Flug aus. Unsere geplante Flugroute führt an der Küste entlang bis zur CTR von Barcelona El Prat LEBL. Diese umfliegen wir landeinwärts da unser „Fotostopp“ in den Bergen von Montserrat liegt. Das Kloster Santa Maria de Montserrat sowie die umliegenden Eremitagen. Mit dem ruhigen Flug ist es genau in dem Moment vorbei als wir nördlich von Barcelona die Küstenlinie verlassen. Robert macht Bilder und ich kämpfe. Kämpfe mich durch den jetzt stark böigen Wind Richtung Montserrat. Es wird immer schlimmer und ich fühle mich wie ein Cocktail. Gerührt und geschüttelt. Kurz vor Montserrat drehe ich ab da es nicht mehr geht. Roberts Protest fällt gering aus, da auch er von der Achterbahnfahrt genug hat. Wir fliegen auf direktem Weg zum Tankstopp nach Avinyonet, dem Flugplatz des Tragschrauberherstellers Airbet Girabet. Nachdem wir zu Mittag gegessen haben und der Gyro getrunken hat zeigt uns die perfekt deutsch sprechende Laura das Tragschraubersortiment von Airbet. Die Einsitzer und die Side by Side Doppelsitzer gibt es sowohl verkleidet als auch unverkleidet. Ich würde gerne mal mit einem unverkleideten fliegen. Ich glaube dies ist nochmal ein ganz anderes Feeling. Laura hat mir versprochen, dass sie mich mal mitnimmt.
Robert: Die Seerettung zu Luft am Boden
Zuerst dachte ich mir noch dass aufgrund des Feiertages alle bei den Familien sind, oder so. Auf das Naheliegendste kam ich erst ein wenig später. Schlechtwetter! Scheiss Gegenwind. Wir fliegen gleich zur Küste weil ich mir immer einbilde an der Küste ist es am ruhigsten.
Etwas westlich von Sitges war ich mal vor 20 Jahren mit einem Quicksilver auf Floates um Touristen durch die Gegend zu fliegen. Die Floates erwiesen sich als nützlich denn man kann auf dem Wasser überall landen wenn der Motor ausfällt, was damals irgendwie ständig vorkam. Deswegen macht mein Kumpel jetzt was ruhiges, eben den Pferdehof auf dem wir die letzten zwei Tage verbracht haben.
Nach 60km oder besser nach mehr als einer Stunde Flugzeit melde ich uns bei Reus Tarragona an, „Si Si Senior“. Wir fliegen an der Küste entlang, fliegen an Reus vorbei, fliegen immer noch an der Küste entlang, an der gleichen Küste. Es dauert ewig. Und wir wollen ja noch so weit! Ich sehe vor uns wieder Berge die bis zum Meer reichen. Da male ich mir aus dass meine ruhige Küstenfliegerei – Theorie wohl bald baden geht und melde mich als Ul in Reus zur Landung an. Der Türmer versteht sofort und prompt kommt seine Rückmeldung: „Si Si Senior, no es un Problem!“
Wo wir uns mühsam vorwärts gekämpft hatten braucht jetzt keine drei Minuten und wir sind wieder zurück. Fliegen direkt auf die Bahn, drehen uns in den Wind und gehen runter wie ein Hubschrauber. Unsere erste Landung auf einen spanischen internationalen Flughafen. Na gut, hier ist recht wenig los.
Heike:
Nachdem die HMN mit eigenem Tankwagen betankt wurde und ich mindestens dreimal unterschrieben habe dass ich wirklich AVGAS und kein Kerosin haben möchte gehe ich zum Handlingbüro um zu bezahlen. Ich werde mit „Hola, what are you doing here, you can´t come with an ultralight to this airport” begrüßt. Ich fange an eine Entschuldigung zu stammeln. “Yes I know but the tower allowed me to land here” da merke ich dass die beiden Herren über das ganze Gesicht grinsen. Sie heißen mich herzlich willkommen und teilen mir mit, dass sie dies wissen und der Tower mir leicht eine Landung erlauben kann, da er ja nicht ihr Problem hat. Das Problem war die Abrechnung. Das Programm hatte nichts kleineres als eine Cessna 172 zu bieten. Irgendwie haben sie es dann doch geschafft und ich habe gleich den Flugplan für den nächsten Tag aufgegeben. In Spanien können UL unkontrolliert fliegen aber ein Abflug aus einer Kontrollzone bedarf immer eines Flugplanes. Vor dem Büro erwarten mich Robert und Francesco, der Kommandant der Salvamento Maritimo, eine spanische SAR-Einheit. Francesco fährt uns, nachdem er für uns noch einen Hangarplatz organisiert hat, ins Hotel nach Reus. Das war jetzt schon unsere zweite Begegnung mit dem Such und Rettungsdienst auf dieser Reise, diesmal aber durchaus hilfreich.
Robert:
Wir wollen weiter am nächsten Tag, weil wir wollen ja noch ganz weit. Die Wetter und Windvorhersage ist besser, zumindest nicht schlechter, und erst am späteren Nachmittag könnte der Wind wieder auffrischen. Wir kämpfen uns an den Bergen vorbei an die Küste. Das Küstengebirge nimmt kein Ende, der Wind kommt wieder vom Land, also verwirbelt. Am Atomkraftwerk angekommen stellt uns der freundliche Controller vor die Wahl: Über die Berge oder über das Meer. Ich nehme Meer, und stelle dann fünf Kilometer vom Ufer entfernt fest die andere Option hätte wohl auch nicht schlechter sein können, da es selbst hier noch klopft. Gegen den Wind fliegen wir so schnell wie möglich wieder an die Küste ran, zugegeben noch ein bisschen innerhalb des verbotenen Kreises aber schließlich geht’s hier ums Leben!
Gerührt und geschüttelt erreichen wir das Ebrodelta, wovor man uns gewarnt hatte da der Wind über das ganze Land hindurch den Ebro bis zum Meer begleitet, und das mit ordentlicher Kraft! Diese seltsame Symbiose ist für uns nicht gerade erfreulich. Die Reisfelder unter uns zeigen sich um die Jahreszeit kahl und braun und sind somit fototechnisch gesehen nicht ergiebig. 75% des Deltas dient dem Reisanbau, der ca. ein Drittel des spanischen Bedarfes darstellt. Der Rest ist Sumpfgebiet und das gesamte Flussdelta ist ein artenreiches Brut- und Rastgebiet für über 300 Vogelarten, es dient auch als Quartier für die Überwinterung von Zugvögeln aus Nordeuropa. Aber aus bestimmten Gründen ziehen wir weiter und fliegen dieses Paradies nicht ganz aus sondern wieder mal nur schnellstmöglich weiter.
Gleich dahinter wird’s ruhig und zum ersten Mal kein Gegenwind! Ein seltsames Gefühl beschleicht: Sollte es gar Langweilig werden?
Kurz vor Valencia kommt der nächster Landeplatz in Sicht. La Llosa, ein kleiner Platz mit 200m Bahn. Ich dachte er wäre länger, aber nun sitzen wir schon mal hier und warten auf Sprit. Der Vorteil an kleinen Plätzen: Da gibt’s kein Avgas, sondern Normal 95 von der Tanke. Der Nachteil: Manchmal gibt’s keinen! Oder es dauert ewig bis jemand kommt, Zeit für dich hat…. Stunden später… Short Field Take off mit dem Gyro…. wir kommen knapp über die Büsche weg. Aber wir wollen ja noch soviel weiter.
Vorbei an Valencia, eine meiner spanischen Lieblingsstädte. Sie verbindet Moderne mit alten Kolonialstill wunderbar miteinander. Kneipen im typisch alten spanischen Stil neben modernen Museen. Yachthafen mit Formel1 Rennstrecke. Großstadt unweit von ruhigen langen Sandstränden im Nationalpark gelegen. Valencia ist eine Reise Wert.
Unsere Reise führt uns leider vorbei. Weiter an bekannten spanischen Touristenorten wie Denia, Benidorm entlang und über unzählige unbekannte Naturschutzparks die zum wandern einladen. Kurz vor Denia steht ein markanter einzelner Berg und wie ich noch so überlege wie rum wir fliegen sollen drückt es uns schon mehrere hundert Fuss runter. Gas raus, Speed weg, Nase hoch, mittlerweile uns in Fleisch und Blut übergegangene Reflexe laufen im Hintergrund ab während ich nach dem Übeltäter Wind oder gar Sturm Ausschau halte und mir ausmale wie er uns wieder erwischen will. Alles wieder zurückfliegen? Auch nicht besser, der Wind hat ja gedreht. Jetzt kommt er mehr von Westen, und wieder übers Land, wieder turbulent über die Berge, also wieder nichts mit ruhiger Küstenfliegerei Theorie.
Wir fliegen in solchen Situationen immer abwechselnd. Jeder von uns solange wie sein Nervenkostüm es mitmacht. Nach einer gewissen Zeit in solchen Bedingungen verspannt sich der Körper zunehmend, die Aufmerksamkeit nimmt ab, der Tunnelblick zu. Dann übernimmt der andere wieder für eine Weile, der sich ja in den letzten Minuten „Entspannen“ konnte. Mittlerweile haben wir Sensoren dafür wenn es soweit ist das man den „angespannten“ Pilot in Command die Arbeit abnehmen soll. Das hilft ungemein denn dadurch wird der Pilotierende nie überlastet, und der andere verliert nicht den Kontakt zu der vorherrschenden Situation. Dieser Art zu fliegen gab ich den Namen „geklopfter Delphinstill“. So rocken wir bis kurz vor Alicante. Ich bete förmlich schon den Flugplatz Mutxamel/Muchamiel herbei, was anderes gibt es hier nicht. Der Wind wird immer stärker aber zum Glück ist der Platz frei angeströmt und keine größeren Turbulenzen vorhanden. Um nicht in der Luft stehen zu bleiben, fliegen wir mit Vollgas zum Platz und genauso bis zum Boden! Sofort werden wir in einen Hangar gestellt. Der bei diesen Winden ohrenbetäubend scheppert und kracht, als ob er jeden Moment selber wegfliegen möchte. Die Windbedingungen waren mal wieder um die 25Kt mit Böen von 37kt.
Luis der aussieht wie Georg Clooney, Chef vom Sportfliegerclub empfängt uns mit den Worten „Jetzt ist der Poniente losgegangen, der bleibt drei Tage, und danach kommt der Levante!“ Schon wieder so ein Wind der gleich einen Namen hat und es werden noch mehr… Sie verfolgen uns.
Louis alias George Clooney bringt uns noch zum Hotel, und erklärt das Sie derzeit an einen Projekt arbeiten um ihren Platz für Besucher attraktiver zu machen. Dazu gehört auch eben diese Hotelverbindung, wo Piloten und Besucher des Platzes vergünstigt nächtigen können.
Heike
Nach unserer Bekanntschaft mit dem Mistral und dem Tramuntana lernen wir jetzt auch den Poniente in seiner vollen Stärke kennen. Ich habe im Stillen die Hoffnung, dass der Poniente gerade keine Lust hat drei Tage zu bleiben und sich morgen schon wieder verkrümelt. Macht er aber leider nicht. Am nächsten morgen ist er noch stärker geworden und wir beschließen in Mutxamel ein paar Einkäufe zu machen. Auf dem Weg in die Stadt hält ein Auto neben uns und die Fahrerin frägt auf Spanisch ob sie uns mitnehmen soll. Wir nehmen das Angebot dankend an und auf der Fahrt stellt sich raus, dass Svetlana, in der Ukraine geboren, 15 Jahre in Deutschland gelebt hat. Sie freut sich, dass sie mal wieder deutsch sprechen kann und wir freuen uns dass wir einen Guide für Alicante haben denn wir beschließen schnell, dass wir am Abend zusammen dorthin fahren. In Alicante zeigt uns der Poniente sein ganzes Können. Zu Fuß ist gegen den Wind nahezu kein vorankommen möglich, mit dem Wind geht es dafür so schnell, dass die Füße gar nicht mehr mit laufen nachkommen. Und so geht es bis zum Nachmittag des übernächsten Tages. Dann wird es schlagartig ruhig. Exakt 3 Tage nachdem er angefangen hat zu pfeifen hört er wieder auf und wir können endlich weiterfliegen. Unser nächstes Ziel ist Vera. Der Platz von Marion und Günter Müller, zwei UL-Flieger der ersten Stunde, die 1999 nach Spanien ausgewandert sind.
Robert:
Beim Studieren der weiteren Route habe ich auf Google Earth einen Flugplatz nähe Murcia gefunden, der genau auf unserem Weg liegt, aber weder in meinen Karten noch im GPS eingezeichnet ist. Hier entdecken wir einen spanischen Fauxpas. Es gehört zum guten Ton sich als Provinz einen Internationalen Flughafen zuzulegen. Auch wenn dieser nie in Betrieb genommen wird. Da werden schon mal so weit über 200 Millionen in die Wüste gesetzt. Fix und Fertig erschlossen und nie eröffnet. Letztendlich haben wir auf dieser Reise ganze drei! solcher vollends fertig gestellter Flughäfen gefunden, die dann entweder nie eine Genehmigung bekamen oder irgendwelche Pfründestreitereien dazu führten das sich keine Fluglinie dort ansiedelte.
Ebenso zuhauf überfliegen wir in Spanien viele angefangene Siedlungen, komplett erschlossene Straßenzüge nebst Beleuchtung, Gehwegen und Parkbänken. Allerdings ohne dass auch nur ein Haus dort gebaut wurde. Somit verfallen diese wieder und werden von der Natur zurückerobert. Nach Tischgespräch mit einem spanischen Bankier gibt es davon weit über 100.000 Einheiten, wobei eine Einheit auch aus fertig erstellten Häusern und Wohnanlagen bestehen kann die leer stehen.
Leider erlaubt uns der Controller der CTR Murcia keine Besichtigungstour des ungenützten Flughafens und das erste Mal erlebe ich eine sehr hartnäckige Type am Funk. Partout schickt er uns die lange Route ums Cap Palos, womöglich möchte er uns nicht die Schmach seiner Provinz sehen lassen!
Nach einer Reihe langweiliger Tourihochburgen und den dortigen Hochhäuser wird es landschaftlich doch noch sehr reizend. Eine wunderschöne Salina zeigt sich im Licht und Schattenspiel wie es besser nicht sein könnte. Die Südküste des Cabo de Palos erweist sich wieder mal als ein fantastisches Naturareal mit wilden hohen Bergen gleich dahinter die Raffinerie, und zur Abwechslung für uns noch mal starke Turbulenzen.
Der hartnäckige Typ von der CTR lotst uns von seinem gemütlichen Sessel aus 10 Meilen aufs Meer raus da angeblich in Cartagena nun ein Springerplatz kommen soll, der ebenfalls auf keiner unserer Karten verzeichnet ist. Wir fliegen eine Meile raus und es reicht für mich. Welcher Idiot springt denn dreihundert Meter überm Meer da draußen rum? Der Controller erzählt mir noch was von UL dürften da gar nicht fliegen, so ein Witzbold, na wer schickt mich denn hierher?
Ich bin zu sehr Deutsch, die Spanier fliegen hier ohne Anmeldung. Ich verlasse diese Frequenz. Beim Überfliegen unzähliger Gewächshäuser meine ich noch zu Heike stell dir vor wir würden da abstürzen, das gäbe ganz schön Glasbruch. An dieser Küste hier ist das Gewächshaus Europas. Flächen von über 25km auf 15 Kilometer sind hier zugeballert mit Glas und Folie. Das Wasser der ganzen Sierra Nevada fließt über diese Glashausstationen in unsere Supermärkte. Oft auf illegale Weise weil die Bauern die Brunnen anbohren. (*Quelle Wikipedia)
Heike:
Angekommen in Vera bei Marion und Günter fühle ich mich als ob ich die Zwei schon seit Ewigkeiten kenne. Wir verbringen zusammen einen netten Abend wo uns die Beiden ihre Flugerlebnisse der letzten 35 Jahre erzählen und uns zur Krönung des Abends noch ins Padel, eine spanische Mischung aus Tennis und Squash einweisen.
Als ich am nächsten morgen den Kopf zur Türe raus strecke fehlt etwas. Irgendetwas ist anders als sonst. Ich frage mich was hier seltsam ist und plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Der Wind. Es fehlt der Wind. Strahlender Sonnenschein und absolute Windstille. Ich bin begeistert. Marion organisiert für uns noch bei Julio von Aeroveletta in Granada Sprit und dann geht es los. Ein wunderschöner Flugtag über die spanische Wüste, die Tabernas und durch die Berge der Sierra Nevada liegt vor uns.
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Robert:
Wir lassen die gleißend blendenden Gewächshäuser links liegen und fliegen in die Wüste. Welch eine Abwechslung die hier auf kleinsten Raum vorzufinden ist. Ich suche Tabernas aus der Luft, das ist die Wüstenstadt wo in Spanien Wildwest-Filme gedreht werden weil es da so „wüstig“ aussehen soll. Ich finde das gar nicht und das Mini-Hollywood ebenso nicht. (Heißt wirklich so).
Ich scheue die Milliarden Windräder welche nördlich der Sierra Nevada stehen und wir entscheiden uns die Sierra mit ihren schneebedeckten Gipfeln südlich zu umfliegen, aus Sprit und Zeitspargründen. Immerhin stehen die Karten gut dass wir heute bis nach Trebujena unserem europäischen Endziel bei Jerez de La Frontera kommen könnten. Es ist kein Wind, gar keiner. Die Windräder stehen still, unglaublich. Aber man weiß ja nie, wir bleiben lieber südlich. Außerdem geht’s da über die Alhambra in Granada. Die rote Burg wie die Einheimischen sie auch nennen. Dieses Weltkulturerbe verdanken die Spanier noch den Mauren, wie auch viele Städtenamen die so ähnlich klingen. Al munecar, al meria, usw. So auch al-andalus für Andalusien. Hinter Granada landen wir auf dem kleinen Platz von Julio, der mir gleich seinen Platz zum Kauf anbietet. Als ich ihn auf Marokko unser Ziel anspreche, wird er still und humpelt zur Tür hinaus. Später erfahre ich auch wieso. Vor einigen Jahren ist er nahe Rabat mit einem Scheich aus den Arabischen Vereinigten Emiraten bei einen Unfall in einen See gestürzt.
Heike:
Unser nächstes „Luftziel“ ist Ronda. Die maurisch geprägte Altstadt La Ciudad die mitten auf einem steil abfallenden Felsplateau liegt ist Roberts Fotomodell. Ich umkreise das Plateau in unterschiedlichen Höhen, so dass dem Fotografen immer wieder unterschiedliche Blickwinkel geboten werden. Als ich unterhalb des Felsniveaus nahe an der Wand durch die Schlucht El Tajo fliege geht es abwärts wie im Fahrstuhl. Ich bin voll ins Lee geflogen und drehe nun schnell ab und versuche wieder Höhe zu gewinnen. Von Ronda aus geht es auf dem direkten Weg nach Trebujena LETJ, unserem letzten europäischen Ziel.
Robert:
Endlich bin ich mal in Ronda zum fotografieren aus der Luft. Ronda la Vieja, die alte Stadt. Sehr maurisch geprägt bietet es alles was ein andalusischer Vorzeigeort zu bieten hat. Stierkampfarena, weiße Häuser, enge Gassen. Eine Schlucht trennt die Altstadt von der Neustadt ab und wird mittels der markanten Brücke, der Puente Nuevo, mit einer Höhe von ca. 100m verbunden. Dort schick ich Heike ins Lee und prompt kommt von ihr starkes Gejammere untermalt von hektischer Aktivität. Okay das war fies von mir, gebe ich ja zu. Aber die Position musste einfach sein.
Das waren auch schon die letzten Hügellandschaften die wir besuchten in Spanien, jetzt wird’s flacher, es geht Richtung Costa. Costa de La Luz.
Tja, und schon sind wir nach 11 Tagen mit 6 Pausentagen endlich in Trebujena angekommen unserem Sprungbrett zu Marokko. Afrika in Sicht und Riechweite. Als wir an diesen Donnerstag dort aufschlagen, glaube ich zunächst ich sitze vollends in der Pampa, dabei will ich doch weiter. Immerhin noch ein wenig weiter. Schließlich biegt doch noch ein Mensch um die Ecke. Norbert Brodnig. Der österreichische „Flugsaurier“ verbringt hier seine Winter. Früher Inhaber einer Drachen und Gleitschirm Flugschule, Besitzer mehrerer Bungee Jump Anlagen, schult er hier angehende Gyropiloten in den Wintermonaten bei fast immer fliegbaren Bedingungen. Ansonsten genießt er ruhige Abendflüge in den Sonnenuntergang, wie richtige Aircowboys das eben so machen.
Gleich am nächsten Tag stürmen wir mit geballter Mannschaft frühmorgens das Flugplanoffice vom Flughafen Jerez de la Frontera. Das einzige was die Dame moniert ist der Ausweichflugplatz Gibraltar. Dazu muss man wissen das es augenblicklich dort gerade gewisse Spannungen zwischen den Spaniern und Engländern gibt und teilweise Kriegsschiffe dort rumlungern um mit Macht zu Balzen. Der ewige Streit eben.
Unser Flugplan scheint irgendwie zu klappen, wir fahren zurück und freuen uns auf den morgigen Flug über die Strasse von Gibraltar. Sind aufgeregt nervös und voller Vorfreude was uns erwarten wird in Afrika. Zurück in Trebujena, mit dem Auto nur ca. 20min Fahrt, legen wir alles für den frühen Abflug morgen parat, und wir singen tanzen und freuen uns für die weite Strecke die wir bis hierher schon zurückgelegt haben und was wir alles erleben durften. Überall haben wir nette Leute kennengelernt, wurden freundlich empfangen, aufgenommen. Und wenn mich heute jemand frägt was war das schönste an dieser Reise, dann sage ich sogleich es waren die vielen netten freundlichen und herzlichen Begegnungen.
Die Zeit morgen wird knapp, denn der vorhergesagte Wind nimmt zu!
Nur zwei Stunden später dann der Anruf vom Jerez Flightplanoffice. Marokko erlaubt uns den Einflug nicht, da wir keine permission haben. Na jetzt aber! Wir haben sechs Wochen vorher, alle Papiere/ Dokumente/Lizenzen /etc. an die marokkanische CAA geschickt. Ab dem Zeitpunkt als alles geschickt war, haben wir nichts mehr gehört. Keine Mail wurde mehr beantwortet. Am Telefon erreichten wir niemanden. Nun kam der Tag des Abfluges immer näher. Also ging ich davon aus dass mit ausfüllen des Flugplanes auch alles in Ordnung sein würde.
Den ganzen Nachmittag telefonieren ich mit Mohammed, na gut er ging zweimal ans Telefon, wo er mich immer nur weiterleitet an ein tut tut Signal. Auch das Fax das vom Office in Jerez aus geschickt wird bleibt unbeantwortet. Es ist echt zum verzweifeln. Wir erreichen nix und niemanden. Bis zum Abend sind wir dann recht frustriert. Soll jetzt alles umsonst gewesen sein?
Da kommt Norbert kommt mit Plan A wie Alkohol um die Ecke, und wir gehen Fasching feiern.
Heike:
Am Abend stürzen wir uns zu Dritt in das spanische Nachtleben. Ich kenne nun alle Bodegas von Chipiona und vor allem deren Muscatel. Ich hoffe dass meine Leber und mein Kopf nicht allzu nachtragend sind. Am nächsten Tag ist an fliegen nicht zu denken. Drei jaulende Häufchen Elend hängen in den Seilen und jeder Gedanke an Muscatel löst Brechreiz aus. Mein Erstflug mit einer Trixy muss leider noch warten.
Robert:
Den ganzen nächsten Tag versuche ich noch jemanden in Marokko zu erreichen. Nichts, aber gar nichts! Okay, wir machen das Beste daraus und fahren nach Cadiz um… um wieder mal Fasching zu feiern.
Zum Fasching in Spanien muss ich sagen der dauert wirklich lange, immer und überall wird gefeiert, an manchen Orten sind wirklich alle verkleidet, springt permanent jemand mit einer Tröte rum und an allen Wochenende ist Halligalli. Der Vorteil im Gegensatz zu uns, man kann draußen feiern! Ich kann dazu sagen er ist angenehm, lustig und sehenswert.
Nun ist schon Montag, der Levante hat jetzt voll eingesetzt, Böen in der Strasse von Gibraltar mit bis zu 90km/h, die Marruecos wollen uns nicht, die Zeit geht uns aus, so ein Mist. Wir haben soviel durchgemacht, 3 Monate Planung, 11 Reisetage über 20 Flugstunden bis hierher, auf über 2200Flugkilometer durch Regen, Schnee, Hagel und Sturm alle Mittelmeerwinde kennengelernt? War jetzt alles umsonst? Werden wir noch zum Skifahren nach Marokko kommen?