Wir beginnen den letzten Abschnitt unserer Tunesienreise so, wie wir letzte Woche aufgehört haben – in der Embraer 195 der Air Dolomiti. Nach der Landung in Venedig kommen als nächstes Transportmittel Bus, Zug und das Auto von Sandro der uns am Bahnhof Codroipo abholt. Nach einer Nacht in Al Casale gibt es die vorerst letzten Folge von „Tanken ohne Leiter“.
Als wir nach Tunesien geflogen sind hat Robert bei Comacchio Flamingos entdeckt. Da ich damals darauf bestanden habe, dass wir die Vögel nicht stundenlang umkreisen weil wir sonst nie in Tunesien ankommen, hat Robert noch eine „Flamingorunde“ bei mir gut. Diese sind unser erstes Ziel. Um die Tiere nicht allzu sehr zu stressen fliegen wir immer nur kurz in relativ großer Höhe über einen Schwarm und suchen uns dann die nächste Herde. Ich kenne neidlos an: Das rosa Geschwader beherrscht den Formationsflug in Perfektion.
Nun führt die Route wieder nordwärts, ich fliege nach Venedig zum Flugplatz Lido auf der gleichnamigen Insel. Robert und ich sind nicht die einzigen, die den Tag in der faszinierenden Lagunenstadt verbringen. Mindestens 15 Maschinen, hauptsächlich mit deutscher und österreichischer Kennung stehen auf den Abstellplätzen. Wir stellen die CT dazu und suchen uns eine Unterkunft. 500 Meter neben dem Flugplatz wird Robert fündig – in der Villa Mabapa haben wir sogar unsere eigene Terrasse. Diese nutzen wir, zumindest jetzt nicht, dafür den Restauranttip des netten Portiers. Mit den Worten, „Ihr müsst in das Favorita gehen, dort gibt es sehr leckeren Fisch und auch sonst ist das Essen sehr gut“, gibt er uns eine tolle Empfehlung. Das Restaurant ist nicht billig aber seinen Preis wert. Es ist keines der üblichen Touristenfallen und es sind fast nur italienische Großfamilien die hier zusammen essen. Satt und zufrieden ziehen wir nach einem ausführlichen Mittagessen weiter an den Strand. Seit 3 Wochen fliegen wir mehrere große Badetücher durch Italien und Tunesien und haben sie kein einziges mal benutzt. Jetzt wäre die Gelegenheit – aber – wir haben sie selbstverständlich nicht dabei. Sie liegen im Flugzeug. So freut sich ein „Strandhändler“ dem Robert ein großes Tuch abkauft. Ich strecke den Bauch in die Sonne und halte einen kleinen Mittagsschlaf.
Da wir nicht zum schlafen in Venedig sind starten wir nun unser Sightseeingprogramm. Mit dem Wasserbus geht es zur Rialtobrücke von wo aus wir uns bis zum Markusplatz vorarbeiten. Spätestens jetzt merke ich, dass ausser uns noch viele andere die Idee hatten das verlängerte Wochenende hier zu verbringen.
Müde fahren wir mit dem Boot zurück nach Lido und genießen unsere Terrasse bei noch angenehm warmen Temperaturen.
Mir müssen schnell los. Das Wetter für heute ist nicht optimal. Heute morgen ist Föhnlage mit Südwind und Südstau am Alpenhauptkamm. Am Mittag soll der Föhn zusammenbrechen und eine Front mit starkem Wind und Regen im gesamten Alpengebiet durchziehen. Um 9 Uhr stehen wir am Flugplatz. Während ich bezahle packt Robert die CT. Um 9:30 Uhr sind wir in der Luft. Die Front kommt vom Westen, wir beschließen deshalb etwas östlicher als unsere übliche Flugroute über die Alpen zu fliegen. Ich steige auf 12.000 Fuß und wir gleiten sanft und ruhig über die majestätischen Gipfel. Diese schauen aus dem Wolkenmeer heraus aus wie Inseln aus dem Wasser. Da es immer wieder „Notabstiegslöcher“ gibt lassen wir uns über den Wolken bis zum Alpenhauptkamm blasen, mit 50 km/h Rückenwind. Dort hören die Wolken schlagartig auf – typische Südstaulage.
Nach 2 Stunden und 10 Minuten setzen wir nach einer erlebnisreichen Reise glücklich und voll von neuen Eindrücken in Mühldorf auf.