Sonntag, im Wetterbericht wurde was von Sonnenschein und Windstille gesagt, geht es bei Nieselregen und ziemlich starkem Südwind nach Nordost. Robert gibt einen Flugplan, da wir durch die CTR von Porto fliegen wollen. Am liebsten direkt über den Douro der hier in den Atlantik mündet. Genau so geben wir es im Fluglan an. Routing „Shoreline until Douro and than following the river“. Und wir können es kaum glauben, genauso wird er genehmigt. Porto LPPR, der internationale Flughafen nördlich des Stadtzentrums, hat die Runway 17, d.h. die Bahn die nach Süden geht, in Betrieb. In diesem Fall fliegt der landende Verkehr von Norden her an und die nach Süden startenden Airliner sind über der Stadt schon weit höher als die 500 Fuß (150 Meter) für die wir die Freigabe erhalten haben. Die Ponte Dom Luís I, die markante Brücke von Porto ist, wie ich gestern gelernt habe, 60 Meter hoch. Eigentlich sollten genug Luft zwischen ihr und uns sein. Im direkten Anflug der Brücke kommt sie mir aber verdammt hoch vor. Bestimmt ist sie über Nacht gewachsen. Dank des starken Windes ist der Flug auch sehr ruppig und ich will höher, da ich nicht als „Kühlerfigur“ der Ponte Dom Luís I enden will. Prompt erhalte ich die Freigabe für 600 Fuß. Robert mault zwar ein bisschen aber das interessiert mich gerade nicht. Ich muss mit den Böen kämpfen er nur mit den besten Motiven, was auch nicht immer leicht ist. Manchmal wiederspricht sich seine Motivsuche mit meiner Vorstellung eines angenehmen Fluges.
Immer am Douro entlang, die Weinbauregion Alto Douro gehört seit 2001 zum Weltkulturerbe fliegen wir nach Lamego. Der Flug ist beeindruckend. Zuerst sind die Hänge rechts und links des Flußes bewaldet, nach und nach gehen sie dann immer mehr in Weinberge über. Die Reben haben oft eine interessante Anordnung, die so ganz anders ist als die Weinberge die ich kenne. Früher wurden der Portwein der im Dourotal produziert wird mit Schiffen nach Porto transportiert. Ab und zu fahren die historischen Schiffe der großen Produzenten noch zu „Showzwecken“, heute leider nicht. Das hätte aus der Luft bestimmt toll ausgesehen.
Wir verlassen den Douro kurz nach Süden um in Lamego die Nossa Senhora dos Remedios anzufliegen. Robert zückt all seine Apparate und schießt wie ein Waffenoffizier aus dem Kampfjet. Zum Glück schießt er nur mit seiner Kamera.
Ich finde es gibt Motive die sehen, wenn sie aus der Luft fotografiert werden wesentlich besser aus als vom Boden. Umgekehrt gilt dies ebenfalls und die Kirche ist eindeutig so ein Fall. Die Bodenaufnahmen die ich kenne sind beeindruckender als die Luftbilder, da die dominierende Treppe von oben ziemlich zugewachsen ist und das drumherum, das auch nicht so toll ist, auf den Bildern die am Fuße der Treppe entstehen nicht zu sehen ist. Trotzdem lohnen sich die Kreise, die wir um die Kirche ziehen. Robert holt das Beste aus dem Motiv heraus.
Wir fliegen weiter nach Vila Real zum Tankstopp. Auf dem dortigen Platz muss ich zum ersten mal in Portugal meine Lizenz vorzeigen. Auf dem Platz herrscht gähnende Leere, ausser dem Herren, der die Unterlagen akribisch anschaut und kopiert ist niemand zu sehen. Wir fragen nach Sprit und anstatt zu antworten verschwindet er durch eine Türe und gibt Robert zu verstehen, dass er mitkommen soll. Kurz darauf kommen die Zwei mit Kanistern zurück. Auf dem Platz gibt es nur Kerosin für die Feuerwehrflieger die dort gebased sind. Aber die Herren haben leere Kanister, die wir nun bekommen. Eine Tankstelle ist nur 100 Meter entfernt.
Mit den Kanistern bewaffnet maschieren wir dorthin, holen leckers Superbenzin für die HMN und wir gönnen uns ein Eis.
Luis der Hubschrauberpilot sowie die Piloten der Amphibienflugzeuge zeigen uns ihre Maschinen und wir haben einen richtig netten Aufenthalt in Vila Real. Da wir den Douro weiter entlang fliegen möchten müssen wir nun allerdings wieder aufbrechen. Eigentlich gibt es noch so viel zu erzählen mit den Feuerfliegern. Sie geben uns den Tip in Mirandela zu landen, die Stadt ist sehenswert und am Platz gibt es beim dortigen Aeroclub Sprit.
Wir folgen dem Douro bis die Weinreben wieder in Bäume übergehen und drehen dann ab nach Mirandela. Der Flugplatz ist groß und schön aber absolut menschenleer. Inzwischen ist es schon ziemlich spät und da das Flugfeld komplett eingezäunt ist, wir nicht heraus kommen und unter der angegebenen Telefonnummer niemand zu erreichen ist, klettern wir wieder in unser kleines Fluggerät und nehmen erneut Kurs auf Vila Real. Mit Sunset setzen wir zum zweiten mal am heutigen Tag dort auf. Luis organisiert sofort eine Unterkunft für uns und fährt uns in ein wunderschönes Landhotel von wo er uns am nächsten Morgen wieder abholt. Das Hotel ist so schön, dass wir bedauern schon wieder gehen zu müssen.
Die Feuerwehrflieger haben einen ganz schön extremen Job. Extremes warten, extreme Langeweile und wenn es dann brennt extreme Einsätze. Dieses Jahr hat es in Nordportugal bisher sehr viel geregnet, so dass es zu fast keinen Waldbränden gekommen ist. Für die Piloten und die Feuerwehrleute bedeutet dies von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends da zu sitzen und zu warten. Luis erzählt, dass es in dieser Feuersaison genau 10 Einsatzflugstunden geflogen ist. Die Saison beginnt im Mai. Letztes Jahr waren es um diese Zeit fast 300 Stunden. Gut für die Natur, schlecht für die sich langweilenden Piloten. Wir wünschen ihnen ein klitzekleines Feuerchen, so dass sie mal wieder in die Luft kommen und freuen uns, dass wir fliegen dürfen.