Wir hatten geplant von Rabat über Beni Mellal GMMD nach Marrakech zu fliegen. Leider geht der Plan nicht auf, da GMMD am Wochenende PPR ist und die Landung 24h vorher angemeldet werden muss. Wir ändern unserer Flugplan und beschließen über Casablanca Tit Mellil GMMT, der einzige Flughafen in Marokko auf dem keine großen Flugzeuge landen können, nach Marrakech zu kommen. Die Militärlotsen sind unheimlich nett und helfen uns bei unserem Rerouting. Der MTO Sport hat einen großen Nachteil und das ist die geringe Reichweite. Nach spätestens drei Stunden sollte man sich Gedanken über einen Tankstopp machen. Bei dem Gegenwind den wir auf unserem Weg nach Trebujena hatten sind wir in der zur Verfügung stehenden Zeit manchmal nicht viel mehr als 200km weit gekommen.
Wir sind mit „deutscher Begleitung“ mit Kurs auf GMMT gestartet und hatten diese Begleitung bis der Funkkontakt zu Rabat abgebrochen ist. Einer der Lotsen konnte etwas deutsch und wir haben uns über alles mögliche auf Deutsch unterhalten. Auf der offiziellen Funkfrequenz des Hauptstadtflughafens! Eigentlich unvorstellbar aber in der ganzen Zeit hat sich fast niemand im Funkgemeldet. Ich glaube, das war eine willkommene Abwechslung für den Lotsen.
Die VFR Route führt uns an dem Stausee vorbei in den im März 2010 einer der reichsten Männer der Welt, Scheich Ahmed Bin Sajid al-Nahajan gestürzt ist. Er kam dabei ums Leben, da nutzt einem alles Geld der Welt nichts mehr. Sein spanischer Mitpilot, auf dessen Flugplatz wir auf dem ersten Teil unserer Reise einen Tankstopp eingelegt haben, hat schwer verletzt überlebt. Kurz denken wir an die beiden und wie schnell ein schöner Flug ein tragisches Ende nehmen kann dann setzen wir, ohne düstere Gedanken, unseren Flug über einsame Hochebenen, die einen stellenweise glauben lassen dass das Land gänzlich unbewohnt ist in die fast 4 Millionenstadt Casablanca, von allen nur Casa genannt, fort.
In GMMT werden wir wieder sehr freundlich empfangen, werden zum Essen in einen in der Nähe gelegenen Reiterclub gefahren und wieder abgeholt. Leider haben wir ansonsten keine Zeit uns Casa anzuschauen, da 10 Tage für Marokko ziemlich wenig sind, wie wir inzwischen bemerkt haben.
Während Robert unseren Flugplan nach Marrakech GMMX aufgibt putze ich den Rotor und unterhalte mich ein bisschen mit den Polizei- und Zollbeamten. Es ist etwas nervig, dass in Marokko immer Ein- und Ausreisekarten ausgefüllt werden müssen aber so sind nun mal die Regeln. Die Beamten sind sehr freundlich und interessiert was wir in Deutschland machen und was wir bisher schon so alles „erfolgen“ sind. Von Robert ist auch nach einer 3/4 Stunde nichts zu sehen. Da ich, obwohl ich so nette Unterhaltung habe, langsam starten möchte gehe ich ihn suchen. Er ist immer noch im Flugplanbüro und diskutiert mit der Lotsin über die Route. Robert gewinnt und wir dürfen an der Küste entlang fliegen obwohl die offizielle Route eigentlich östlich von Casa im Landesinnere verläuft. So kommen wir direkt an der Hassan II Moschee, deren Minarett mit 210 Metern das derzeit höchste der Welt ist, vorbei, 50 Fuß unterhalb der Minarettspitze. Durch scheinbar endlos unbewohnte Gegenden geht es nach Marrakech. Wenn man genau hinschaut sieht man, dass die Landschaft oft nur vermeintlich unbewohnt ist. Die Lehmhäuser sind perfekt getarnt. Sie passen sich so ihrer Umgebung an, dass sie oft erst auf den zweiten Blick zu erkennen sind.
GMMX ist im Gegensatz zu den anderen Flughäfen in Marokko, die wir bisher kennen gelernt haben ein hoch frequentierter Platz. Zwischen Condor und Easy Jet landen wir zur Belustigung der Lotsen, die uns beim Anflug gesucht haben, da sie uns wesentlich tiefer erwartet haben kurz vor Sunset.
Marrakech ist alles auf einmal. Faszinierend, abstoßend, Reichtum, Armut, Luxus, leben wie vor 300 Jahren, modern und traditionell. In den letzten Jahren von Touristen aus aller Welt als Urlaubsdestination entdeckt und überschwemmt hat es sich doch seine Ursprünglichkeit und Tradition erhalten.
Wir tauchen für zwei Nächte ganz in das „Marrakech life“ ein und lassen uns treiben. Djamaa el Fna, der Gaucklerplatz, die Souks, die Medina, die Kasbah – sehen, riechen, staunen.
Nun lassen wir uns hundemüde in unserem Riad ins Bett fallen. Müde und glücklich. Wir sind gespannt was uns morgen bei der Überquerung des Hohen Atlas so alles erwartet.