Mit 12 ULs nach Marokko – auf dem Heimweg

Wir sind wieder früh am Flughafen. Auch heute geht alles sehr schnell. Das ist gut. Wir sollten bis spätestens Mittag in Spanien sein, da dann der Wind noch mehr zunimmt. Wir stehen am Rollhalt. Außer uns steht noch eine Ryanair am Gate. Die stört uns aber nicht. Es ist für uns die gleiche Bahn  in Betrieb wie für alle anderen. Eine Militärmaschine macht einen Missed approach. Sobald dieser beendet ist, bekommen wir die Starterlaubnis – glaube ich zumindest. Anstelle des erwarteten „cleared for takeoff runway 27“ kommt ein „Your flightplan is canceled, you need a re-routing due to military activities“. Ich glaube, ich höre nicht recht. Das Re-routing ist natürlich wieder viel länger als die ursprüngliche Route. Aber mit Abkürzungen werden wir es hoffentlich über die Straße von Gibraltar schaffen, bevor der Wind ganz unangenehm wird und der Sprit aus ist. Ich requeste gleich mal Flightlevel 65. In dieser Höhe schaut der Wind ganz passabel aus. Zu Casa control haben wir in dieser Höhe ständigen Funkkontakt. Sie haben uns auch auf dem Radar, sehen, dass wir nicht den VFR Routen folgen, lassen uns aber so fliegen, wie wir wollen. Nur einmal, als wir einem Sperrgebiet zu nahe kommen verlangen sie, dass wir uns etwas mehr links halten sollen. Heute haben wir anstelle der schnellen Gruppe, die Reisegruppe des Fliegermagazins auf unserer Quasselfrequenz. Das Fliegermagazin ist momentan ebenfalls auf Marokkoreise, allerdings mit Echomaschinen. Und sie suchen weder W. noch die Franzosen. Sie suchen die Frequenz von casa control. Ständig fragt ein anderer danach.

Jetzt wird es spannend. Wir sind über Tanger. Der Wind nimmt spürbar zu. Es fängt an zu wackeln. Gischt ist auf dem Meer zu sehen. In unserer Höhe ist es ein problemloser Überflug. Die Wackelei hält sich in Grenzen, wird erst unangenehm als wir in Spanien sinken und in die Thermik kommen. Aber: Wir sind wieder in Europa!

Ich werde von Sevilla Approach zu Jerez Tower weitergegeben. Die Lotsin will, dass wir in Jerez Midfieldcrossing machen, um auf dem direkten Weg nach Trebujena zu fliegen. Ich erkläre ihr, dass wir die CTR umfliegen. Sie besteht aber vehement darauf, dass wir durch die CTR über LEJR zu fliegen haben. Von mir aus, wenn sie es so haben will, bekommt sie es so. Ich habe noch das Geschrei des Andalusischen Oberlotsen und der AESA in den Ohren, dass wir nichts in Kontrollzonen zu suchen haben. Es wäre nett, wenn sich die Spanier einigen, was ein UL darf.

In Trebujena wartet die Guadia Civil und volle Spritkanister auf uns. Ich muss dringend auf die Toilette. Als ich kurz darauf zurückkomme, sind die Beamten schon wieder weg. Ich glaube, außer uns zuzuwinken, haben sie nichts gemacht. Ich rufe Robert an. Er sagt mir, dass der Sprit für uns ist. Die beiden schnellen Gruppen sind bei Manolo zum Essen. Nett, dass sie für uns das Benzin besorgt haben. Wir sind gerade fertig mit tanken, da kommt der Bus angefahren. Der weitere Plan für heute ist, dass alle nach Beas fliegen. Der Platz, an dem wir schon auf dem Hinflug übernachtet haben. Die beiden schnellen Gruppen fliegen los. Wir Langsamen fahren zur Passkontrolle nach Jerez und kommen dann nach. Soweit der Plan. Robert fragt mich nach dem Hotel in Beas. Ich sende ihm den Link, über What´s app. Wir fahren los. Die Passkontrolle geht schnell, wir sind gut in der Zeit. Der Busfahrer will gerade auf die Schnellstraße fahren, da fragt mich M. ob wir in Beas ein Hotel haben. Ich sage ihm, dass Robert dort anrufen wollte und ich davon ausgehe, dass alles passt, da ich von ihm nichts anders gehört habe. Vorsichtshalber schaue ich bei What´s app nach, ob er mir was geschickt hat. Da sehe ich, dass er meine Nachricht gar nicht geöffnet hat. Vorsichtshalber rufe ich in dem Hotel an. Es ist ausgebucht. Kein Zimmer mehr frei. Leider spricht der Herr nur gebrochen Englisch, sodass ich nicht rausfinden kann, ob es deshalb voll ist, weil Robert die ganzen Zimmer gebucht hat. Ich rufe Juan, den Flugplatzbetreiber an. Er sagt mir, dass das Hotel, das einzige in der ganzen Gegend, schon lange ausgebucht ist, da in der Stadt eine Fiesta stattfindet. Auch am Flugplatz ist niemand, alle sind auf dem Fest. Wir entscheiden einstimmig, in Jerez zu bleiben. Ich telefoniere die schnelle Gruppe durch. Irgendeiner wird doch wohl sein Handy auf das Headset geschaltet haben. Ich erreiche Roberts Co-Piloten und schildere die nicht ganz so rosige Situation. Nett wie ich bin, biete ich an, dass sie mir Bescheid geben sollen, wo sie anstelle von Beas hinfliegen, ich kümmere mich dann um die Unterkunft.

Zuerst aber kümmere ich mich um unsere eigene Übernachtung. Der Zimmerpreis ist Ok und das Hotel (https://de.sohohoteles.com/ Jerez) liegt in der Nähe des Zentrums. Unser Fahrer lädt uns dort ab. Von außen schaut es schön aus. Es ist in einem alten, toll renovierten Gebäude untergebracht. Wir haben für die unterste Zimmerkategorie bezahlt und bekommen eine der oberen Kategorien. Das ist echt nett von der Dame an der Rezeption. Plötzlich sagt M., dass er uns alle zum Essen einladen möchte. Er rückt damit raus, dass er heute Geburtstag hat. Ich stelle mir gerade vor, wir wären nach Beas geflogen. Diesen Geburtstag würde M. bestimmt nicht vergessen. Eine Nacht auf dem Flugplatz ohne Schlafsack, ohne Isomatte und ohne Essen und Trinken. Die Aussicht auf ein schönes Hotelzimmer und leckeres Essen in Jerez ist da schon verlockender. Die Zeit, bis wir uns wieder treffen verbringe ich damit für Robert und seine „Mannen“ den Tankstopp in Requena und das Hotel in Castellon de la Plana zu organisieren. Der Tankstopp ist kein Problem, aber die Zimmerkapazitäten. Ich bin ein Weilchen damit beschäftigt, bis ich ein Hotel gefunden habe, in dem alle unterkommen. Anschließend plane ich unseren Flug für morgen. Wir fliegen ebenfalls nach Castellon de la Plana LECN. Weiter werden wir es nicht schaffen. Ich rufe noch mal Juan in Beas an und frage ihn, ob wir morgen zum Tanken kommen können. „Selbstverständlich“, antwortet er. Er will uns mit der Zapfpistole in der Hand erwarten. In der Zeit wo ich arbeite, kann ich mein tolles, zweistöckiges Zimmer genießen.

Kurz darauf treffen wir uns zum Abendessen. Es ist ein wunderschöner Abend. Bei leckerem Essen und Sherry feiern wir ausgelassen M.s Geburtstag.

Unser Flug von LETJ nach LECN über Beas verläuft unspektakulär. In Beas erwartet uns Juan wirklich mit der Zapfpistole in der Hand. Wir essen noch eine Kleinigkeit im Flugplatzrestaurant und fliegen dann weiter nach Castellon. Dort wartet Robert mit seinen 4 Jungs auf uns. Die andere, eigenständige Gruppe ist schon weg. Kurz überlege ich, ob wir es schaffen mit Robert weiterzufliegen. Da wir aber alle Tanken müssen verwerfe ich den Gedanken sofort wieder. Dies geht sich niemals aus, bis die Sonne untergeht. Während wir Tanken startet Roberts Gruppe nach La Cerdanya LECD, einem Flugplatz inmitten der Pyrenäen. Wir Langsamen setzen unsere kulinarische Reise in Castellon mit fangfrischem Fisch fort.

Die letzte Nacht wollen wir wieder alle vereint verbringen. In Serres LFTM, dem Flugplatz von Klaus Ohlmann, dem bekannten Segelflieger. Dort hat Robert ein großes Abschiedsabendessen organisiert. Für uns ist es wieder ein langer Flugtag, deshalb fahren wir früh zum Flugplatz. Die Sonne scheint, der Wind ist still, die Landegebühr zügig bezahlt. Getankt haben wir schon gestern. Einem zeitigen Abflug steht nichts mehr im Wege. Leider habe ich mich mal wieder getäuscht. Es steht nichts im Wege, es liegt eher was im Weg. Ein plattes Bugrad. Unserer C42 hängt die Nase weit unten. Mit vereinten Kräften wird das Rad abmontiert. Alle helfen zusammen. Ich helfe vorsichtshalber nicht. Zumindest nicht beim Reifen abmontieren. Diejenigen, die mich kennen sagen bestimmt, dass das auch besser ist. Ich besorge dafür einen Eimer mit Wasser, um zu testen, ob und wenn ja wo, der Schlauch ein Loch hat. Er hat ein Loch, sogar ein großes. Leider hat J. keinen Ersatzschlauch dabei. Auch die Ersatzschläuche der anderen Maschinen passen nicht auf das kleine C42 Bugrad. Wir finden einen Flugplatzmitarbeiter, der den Schlauch repariert. Ich kenne mich damit nicht aus, für mich schaut es so aus, als ob er diesen komplett runderneuert. Einen Flicken einmal rundum. Der geht garantiert nie wieder kaputt. Über drei Stunden vergehen, bis wir startklar sind. Schon wieder läuft uns die Zeit davon. LFTM ist nicht mehr zu schaffen. Ich plane wieder mal um. Diesmal mithilfe von Heike und Uli. Ich möchte nach Aubenas LFHO in den Ardennen. Dies ist die Heimat von Air Création, dem französischen Trikehersteller. Uli ist der deutsche Händler von Air Création. Ich habe meinen Wunsch noch nicht ganz ausgesprochen, schon habe die beiden alles für uns organisiert. Inklusive einem Auto, das uns Air Création zur Verfügung stellt. Um 12.30 Uhr sind wir endlich in der Luft. Ich kann Valencia Approach nicht erreichen, deshalb bitte ich den Tower von Castellon LECH, unseren Flugplan zu öffnen. LECH ist ein Flugplatz mit wahnsinnigem Verkehr. Zweimal pro Woche lässt sich ein Airliner blicken, ansonsten ist dort tote Hose. Heute ist kein Airliner Tag, sodass ich die irrige Vorstellung habe, dass sie Zeit haben, mir meinen Wunsch zu erfüllen. „Not possible it´s lunchtime“, erhalte ich als Antwort. Dazu fällt mir nichts ein.

Zuerst fliegen wir an der Küste entlang, um dann vor Reus ins Landesinnere abzubiegen. Aufgrund der Bewölkung sind wir ziemlich hoch und haben einen wunderbar ruhigen Flug bis nach Perpignan LFTM, unserem Tankstopp. Dort ist es stark windig, vor allem böig. Der Tower fragt, auf welcher der zwei Bahnen wir landen möchten. Ich wünsche mir die, mit der geringeren Seitenwindkomponente. Es wird die kurze Bahn, die 13. Kurz bedeutet, dass sie „nur“ 1085 m lang ist. Dies sollte uns reichen.

Drei Maschinen rollen, eine Maschine hoppelt zur Tankstelle. Das Bugrad der C42 ist wieder platt wie eine Flunder. Die spanische Runderneuerung war doch nicht so haltbar. An diesem Schlauch ist nichts mehr zu flicken. A. und ich machen uns auf den Weg um bei den Werften, die am Platz sind, nach einem Schlauch zu fragen. Ich gehe zu EAS. Wir stehen ja direkt vor deren Türe. EAS ist ein großer Maintenance Betrieb, der für viele Fluggesellschaften die Jets wartet. Großer Betrieb, große Maschinen und große Augen bei dem Mitarbeiter, den ich nach einem Schlauch für unser „Spielzeug“ frage. Etwas Kleineres wie einen Airbus A 318 kennt er nicht. A. hat mehr Erfolg. Sie fragt in einem kleinen Wartungsbetrieb. Er hat zwar auch keinen passenden Schlauch, dafür ein Auto. Mit dem fährt er J. und M. zum Baumarkt und nachdem der keinen passenden Schubkarrenreifen (eignet sich wunderbar als Flugzeugschlauch) hat, zu einem Reifenhändler. Inzwischen ist es 17 Uhr und der Schlauch ist noch nicht da, wo er hingehört. Ich cancle unser „Rundum-Sorglos-Paket“ in Aubenas und mache mich auf die Suche nach einer Unterkunft in Rivesaltes, dem Ort in der Nähe des Flughafens. J. der Besitzer der C42 ist geknickt. „Wegen mir habt ihr den ganzen Ärger“ sagt er traurig. Diesen Zahn ziehen wir ihm sofort wieder. Er kann ja schließlich nichts dafür und das schöne an einer Gruppe ist, dass man nicht alleine ist. Einer für alle, alle für einen.

Wir schlemmen uns durch das Restaurant. Als es an das Bezahlen geht, mein die Bedienung, dass schon alles erledigt ist. J. konnte es nicht lassen uns einzuladen für den ganzen „Ärger“ den wir mit ihm haben. Ich finde, wir haben keinen Ärger. Wir (ok, ich jetzt mal ausgenommen) konnten uns im Reifenwechsel einer C42 trainieren. Haben nette Leute, die uns geholfen haben, kennengelernt und es gibt schlechtere Orte zum Stranden als Perpignan. Satt bis oben hin, lege ich mich zufrieden ins Bett.

Bisher läuft alles nach Plan. Wir sitzen in den Flugzeugen und ich rufe den Tower. Ich rufe und rufe und rufe. Keine Antwort. Ich checke die Frequenz. Sie stimmt. Auf genau dieser Frequenz habe ich mich gestern mit dem Tower unterhalten. Ich rufe noch mal und noch mal. Dann rufe ich ein weiteres mal, diesmal mit dem Telefon. Ich rufe bei OPS an. Dort erfahre ich, dass der Tower gerade 15 Minuten Pause hat. Mich wundert nichts mehr. Ich nehmen es gelassen hin und freue mich, als sich 10 Minuten später jemand meldet.

Für das Rhônetal ist starker Wind vorhergesagt. Für uns gar nicht schlecht, da er aus Süden kommt und uns nach Bremgarten pustet. Wir fliegen an der Wolkengrenzlinie entlang. Links von unserem Flugweg kein Wölkchen am Himmel, rechts davon stark bedeckt. Dies schaut toll aus. Ich bin gespannt was für Windverhältnisse uns in Mâcon, unserem Tankstopp, erwarten. Die Vorhersage hat 15 Knoten prognostiziert. Als wir landen, ist es windig. Der Wind kommt aber ganz ruhig, ohne Böen direkt auf die Nase. Besser kann man es sich nicht wünschen. Auch der Weiterflug nach Bremgarten verläuft völlig ruhig und turbulenzfrei. Dort werden wir von Robert erwartet. Alle anderen sind schon weg. Haben sich auf den Heimflug gemacht. Dies machen wir nun auch. Die Verabschiedung fällt leider sehr kurz aus, da K., Robert und mir nun schon wieder Sunset im Nacken sitzt. Ich mache fliegenden Wechsel und steige von der FK9 in die CT um. Kurz vor Sunset landen Robert und ich in Mühldorf und beenden die Reise dort, wo sie vor über 2 Wochen begonnen hat. Im Gästezimmer von Heike und Uli, unserem Bodensupport-Team.

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