Tunesien: Menschen

Die Menschen in Tunesien – kann man Menschen verallgemeinern nur weil sie aus dem gleichen Land stammen? Die Deutschen, die Italiener oder eben die Tunesier? Kann man natürlich nicht! Deshalb kann ich auch nur über die Menschen berichten, die ich getroffen habe. Über diese kann ich sagen, dass sie sehr nett, freundlich und hilfsbereit sind. Was mich in Marokko unendlich genervt hat war das ständig angemacht werden. “ Komm hierher, kauf das, kauf jenes, esse bei mir“ u.s.w. Ich bin geduldig und kann in gewisser Weise auch verstehen, dass aktives Ansprechen zum verkaufen dazu gehört. In Marokko war es mir dann aber doch irgendwann zu viel. Dies ist in Tunesien nicht der Fall. In allen Städten, abseits der „Touristenzonen“ kann ich völlig unbehelligt schauen. Wenn ich etwas wissen möchte frage ich und ich bekomme eine freundliche Auskunft. Es wird nicht versucht mir irgendetwas aufzuhängen. Diese Verkäufer haben bei mir gewonnen. Alleine aus Sympathie kaufe ich dort etwas, selbst wenn ich gar nichts benötige. In den Touristenzonen ist das „aktive Verkaufen“ üblich – dezent aufdringlich. Nach einem klaren „kein Interesse“ egal in welcher Sprache – die Tunesier sind sprachbegabt und verstehen die gängigen Urlaubersprachen – wird nicht weiter versucht einen in das Geschäft oder das Lokal zu ziehen. Damit kann ich gut leben.

Wir haben aber auch echte Freunde gefunden. Ich glaube nicht unbedingt an Schicksal, hier denke ich aber schon, dass es so hat sein müssen, dass wir im Maison d´hotes von Fatima und Taieb gebucht haben. Ein kleines Gästehaus mit 5 Zimmern am Rande von Tozeur. Zuerst ist es wieder wie in Tabarka, die Polizisten am Flughafen kennen unsere Unterkunft nicht. Auch der Taxifahrer kennt sie nicht. Robert ruft an und das Taxi bringt uns dann doch zum richtigen Haus. Dort warten die beiden – Fatima und Taieb – auf uns. Es war von Anfang an ein Gefühl von Vertrautheit. Fatima ist Lehrerin für Französisch und Taieb Lehrer für Arabisch und beide betreiben zusammen während der Saison, die in Tozeur von Oktober bis Ende April dauert, ein kleines Gästehaus. Es stellt sich heraus, dass eigentlich alle die zwei kennen nur nicht wissen, dass das Gästehaus offiziell nur Maison d´hotes heißt und keinen Namen hat. Die Bewohner von Tozeur kennen es als chez Taieb. Wir wohnen bei Einheimischen. Wir wohnen nicht nur da, wir leben dort. Wir frühstücken zusammen mit den beiden, essen zusammen zu Mittag und zu Abend – und wir werden Freunde. Ich bin mir sicher, dass diese Freundschaft lange bestehen bleibt.

An unserem letzen Abend  möchte Robert zusammen mit Taieb einen Rundflug über Tozeur machen. Dies ist leider nicht möglich, da für jeden einzelnen Flug eine Genehmigung vorliegen muss, was wir nicht wussten. Als die zwei fliegen wollen ist es schon ausserhalb der Arbeitszeit der tunesischen Luftfahrtbehörde. Egal – Fatima und Taieb sind schonmal Probe gesessen für den Rundflug im Sommer. Da sind die beiden immer für ca. einen Monat in Deutschland, da ihre älteste Tochter in Bremen als Ärztin arbeitet. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben – wir fliegen dann eben nicht in Tozeur sondern in Bremen zusammen.

Fatima hat zum Fliegen ein besonderes Verhältnis. Sie ist eine fliegende Köchin. Ausser Rania, der Tochter die in Bremen lebt, haben die beiden noch eine weitere Tochter und einen Sohn, die in Tunis wohnen. Da das Essen von Mama am besten ist – was ich nur bestätigen kann, da ich auch zwei Tage in den Genuss von Fatimas exzellenter Küche gekommen bin – lässt sie 2x die Woche Essen nach Tunis fliegen. Ich finde es klasse. Bei uns nicht vorstellbar aber der „Futterexpress“ via Tunisair Tozeur-Tunis funktioniert hervorragend. Fatima kocht für drei Tage, packt es in zwei Taschen, die wiederum in eine große Tasche kommen und bringt es zum Flughafen. Man kennt sich untereinander in Tozeur. Der Flughafenchef nimmt die Tasche in empfang und wartet bis jemand eincheckt den er kennt. Diese Person frägt er, ob Fatimas Essen auf ihren Namen eingecheckt werden kann. Ist überhaupt kein Problem – wie schon erwähnt – man kennt sich. In Tunis holen dann entweder die Tochter oder der Sohn das Essen vom Gepäckband und lassen sich 380 km Luftlinie entfernt von Mama deren Essen schmecken.

Nach zwei wundervollen Tagen müssen wir dann leider von den beiden Abschied nehmen. Wir gehen nicht ohne Geschenke. Ganz viele Datteln aus dem eigenen Palmengarten und einen wunderschönen Teller von dem wir diese zu Hause stilvoll essen können.

Die zwei bringen uns selbstverständlich zum Flughafen und winken uns nach. Am Flughafen treffe ich auch wieder die Dame von der Information, die uns bei unserer Ankunft das Taxi gerufen hat. Sie kommt auf mich zu, nimmt mich in den Arm und gibt mir zwei Glücksbringer. Einen blauen Delphin für mich und einen grünen Zapfen für Robert. Sie sagt, dass sie sich so gefreut hat, dass wir uns bei unserer Ankunft so nett unterhalten haben und die zwei Glücksbringer sollen uns auf all unseren Flügen beschützen. Ich weiss gar nicht was ich sagen soll, ich bin überwältigt. Ich drücke sie  ganz fest und bedanke mich herzlich.

A journey is best measured in friends rather than miles!

4 Comments

  1. Sven said:

    Hallo Robert und Heike, schön und erleichtert wieder was von Euch zu lesen. Viele Abenteuer und eine gute Heimkehr!

    April 24, 2017
    • Heike said:

      Danke 🙂

      April 24, 2017
  2. charly said:

    wir haben damals- einen Reiseleiter gehabt-der in Augsburg mal Verheiratet war – und nach seiner Scheidung- wieder zurück in die Heimat ist
    die Leute sind wirklich so nett – wie Ihr beschreibt ….
    das land ist es wert – ihm die Ehre zu erweisen ….
    schön- das Ihr so offen und ehrlich schreibt ….

    lg- charly

    April 28, 2017
    • Heike said:

      Servus Charly,
      das freut mich dass Dir unser Blog gefällt und dass Du auch so gute Erfahrungen mit den Menschen in Tunesien gemacht hast.
      LG
      Heike

      April 28, 2017

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